Direkt zum Hauptbereich

Posts

Content von Elias Hirschl

  Wie arbeitet es sich in einer obskuren Content-Firma, die mit absurden, banalen, geschmacklosen und unwahren Inhalten möglichst viele Likes und Clicks im Internet generieren will? Die Erzählerin hat ihre Schriftstellerinnen-Träume an den Nagel gehängt und verdient sich im Großraumbüro, das in einem alten Industriebau inmitten einer gigantischen aufgelassenen Kohlegrube angesiedelt ist, ihr gar nicht so schlechtes Geld mit dem Erstellen von Listicles der Marke: "Die Top 10 tragischsten Momente des letzten Jahres". Insbesondere ihre Kollegin Karin hat es auf diesem Gebiet zur Meisterschaft gebracht. Karin, eigentlich eine äußerst talentierte Satirikerin, verstrickt sich zunehmend in den Listicle-Wahnsinn, während die Erzählerin beobachtet, wie sich ihr eigener Facebook-Account verselbständigt ... Eine apokalyptische Satire auf die heutige Welt der viralen Memes und künstlich generierten Parallelwelten - große Empfehlung für alle, von Internet-süchtig bis -abstinent! (UR) P.S.
Letzte Posts

Windstärke 17 von Caroline Wahl

  In dem neuen Buch „Windstärke 17“ erfahren wir mehr über den Nebencharakter Ida aus „22 Bahnen“, die jüngere Schwester von Tilda. Ida verlässt die Kleinstadt, die mal ihr Zuhause war, um von ihrer Schwester loszukommen und ihre Trauergedanken zu verdrängen. Vor zwei Monaten fand die Beerdigung ihrer Mutter statt, zu der sie nicht hingegangen ist. Jetzt möchte sie einen Neuanfang wagen, mit nur ein paar Sachen in einem alten Koffer - Klamotten, Dinge von ihrer Mutter, sowie ihr MacBook, auf dem sie immer wieder erfolglos versucht zu schreiben. Angekommen auf der Ostseeinsel Rügen, trifft sie auf den Barbesitzer Knut, der jeden auf dieser Insel zu kennen scheint. Als Ida dann von ihm und seiner Ehefrau Marianne aufgenommen wird und sie auf Leif trifft, kann sie ein wenig aufatmen und leben. Bis Idas Welt wieder ins Wanken gerät und sie feststellen muss, dass auch ein Neuanfang seine Höhen und Tiefen haben kann... Dieser Roman ist einfach eine Achterbahn der Gefühle, der einen mit s

Die Rassistin von Jana Scheerer

  War es rassistisch? Die Uni-Dozentin Nora Scheerer liegt gerade im Behandlungsstuhl einer Kinderwunsch-Praxis, als sie eine Rundmail ihrer Uni erhält, in dem von einem rassistischen Vorfall am Institut für Germanistik die Rede ist. Mit einem Anflug an Schadenfreude fragt sie sich erstmal, wen von der Kollegenschaft dies wohl betreffen mag. Doch bald kommt ihr, die als woke, lesbische Frau "grundsätzlich auf der Seite derer steht, die rassistische Vorfälle bekämpfen", eine Begebenheit aus ihrer eigenen Lehrveranstaltung in den Sinn. Hätte sie nicht ganz anders reagieren sollen? War ihr damaliger Kommentar etwa völlig unangemessen gewesen? Ist etwa sie selbst die Rassistin? Scheerer, als Linguistin gewohnt, sprachliche Äußerungen zu analysieren und zerpflücken, gerät in einen grotesken Bewusstseinsstrudel, in den sich immer wieder alte Bekanntschaften mit den unterschiedlichsten Standpunkten einklinken. Wer kann dafür, wenn dies und das passiert, und muss wirklich alles über

Schiff aus Stein von Karl-Markus Gauß

  Bedächtig die Feinheiten aufspürend, dabei hochengagiert, so wie wir es von seinen früheren Büchern kennen, erzählt der wunderbare Reiseschriftsteller und Essayist Karl-Markus Gauß von seinen Reisen kreuz und quer durch Europa. Die kurzen und längeren Texte über vermeintlich kleine Beobachtungen und Erlebnisse verweben sich zu einem wunderbaren Buch, das man ungern aus der Hand und gerne wieder zur Hand nimmt.  Leichtfüßig geht es von Vilnius nach Ybbs, von Posen nach Rovigo, von St. Ursanne im Jura in die kroatische Hafenstadt Šibenik oder in die einst mehrsprachige Stadt Novi Sad, an der serbischen Donau gelegen, die auf Deutsch Neusatz und auf Ungarisch Újvidék hieß, ursprünglichvon Kaiserin Maria Theresia  aber "Neoplanta" benannt wurde. Ob sich Gauß an seinen im Zweiten Weltkrieg aus der Batschka vertriebenen Großvater erinnert, über die Vergnügungen der Instagram-Jünger im Kunsthistorischen Museum oder die versteckte Schönheit unscheinbarer Städte sinniert, oder da

Issa von Mirrianne Mahn

  Was soll ich dort, fragt sich Issa, als sie nach langen Jahren erstmals wieder nach Kamerun fliegt. Da sie ihr erstes Kind erwartet, soll sie nun auf ausdrücklichem Wunsch ihrer Mutter einige Wochen lang die dort üblichen Frauenrituale vollziehen. In Buea, wo ihre Urgroßmutter und Großmutter und sehr viele Verwandte leben, taucht Issa in ihre afrikanische mütterliche Herkunftswelt ein, wobei sie, die in ihrer Schulzeit in Deutschland immer wieder ihre Hautfarbe zu spüren bekam, in Kamerun wiederum sofort als Europäerin abgestempelt wird. Hin und hergerissen zwischen ihrer europäischen und ihrer kamerunischen Lebensart, kann sie sich mit den seltsamen Ritualen zunächst kaum anfreunden.  Mehr und mehr kommt die Geschichte ihrer mütterlichen Vorfahrinnen, vor allem ihrer Urgroßmutter Marijoh, ans Licht, die noch während der Kolonialherrschaft der Deutschen geboren wurde. Generationenlang haben die Frauen ihrer Familie um Selbstbestimmtung und Unabhängigkeit gekämpft. Am Schluss ihres A

Babas Schweigen von Özlem Çimen

  Özlem ist Schweizerin mit türkischen Wurzeln oder Türkin, die in der Schweiz aufgewachsen ist, so denken alle, so denkt sie selbst. Mit viel Wärme erzählt sie von den alljährlichen Ferien, die sie in den 1990er-Jahren als Kind eingebettet in die Großfamilie in einem türkischen Dorf beim Munzur-Gebirge am Fırat-Fluss (Euphrat) verbracht hat. Unbeschwerte Wochen mit den Cousinen und Cousins und den liebevollen Großeltern. Und doch liegt eine beständige Wolke von Melancholie über der Dorfgemeinschaft. Was etwa bedeuten die Erzählungen der Dorfkinder, dass der Fluss einmal rot war? Als erwachsene Frau kehrt Özlem mit ihrem Schweizer Freund in das Dorf zurück. Alles ist wie früher, so scheint es, doch eine kleine Bemerkung des Onkels bringt ihr Weltbild ins Wanken. Das Dorf, all die Häuser hätten einmal den Armeniern gehört. Özlem versucht, den Dingen auf den Grund zu gehen - ein schwieriges und vergebliches Unterfangen nach all den Jahrzehnten. Wie kam es, dass auch die Großeltern, die n

Diebin von Lucie Bryon

Wie zum Teufel kommt diese edle Teekanne in Ellas Bett? Der teure Schmuck?! Und die hochkitschige Tierfigur! Wenn sie sich doch nur besser an die Party vom Vorabend in dieser Villa erinnern könnte! Jedenfalls war Maddy, ihr großer Schwarm, auch auf der Feier, und wieder ist nichts gelaufen…  Als aber Maddy plötzlich vor der Tür steht und ihr ihre Liebe erklärt, scheint es doch ein Glückstag für Ella zu werden! Bis Maddy ihr erzählt, dass man sie am Abend zuvor auf der Party im Haus ihrer Eltern ausgeraubt hat. Dabei weiß Ella, dass sie selbst kleptomanisch veranlagt ist. Ups… Eine herzwärmende Graphic-Novel, die einem das Lächeln leicht macht. Zur Bestellung Lucie Bryon: Diebin. Übersetzt von Silv Bannenberg. (Reprodukt, € 20,60) ISBN 978-3-95640-388-0