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Es werden Posts vom August, 2012 angezeigt.

Der Dirigent von Sarah Quigley

Im Herbst 1941 schließen deutsche Truppen die Millionenstadt Leningrad ein. Eine Leidenszeit beginnt, die für viele im Bombenhagel oder mit dem Hunger- und Kältetod endet. Die Kultur-Elite verlässt die Stadt. Nicht so Dmitri Schostakowitsch. Das Genie, das aus dem Geschimpfe von Kollegen und Nachbarinnen Musik komponieren kann, der bald hochgelobte, bald verfemte Staatskünstler, bleibt mit seiner Familie. Nachts hält er Feuerwache, tagsüber komponiert er an der 7. Symphonie, der „Leningrader“. Schliesslich erzwingt die Partei seine Evakuierung. Seine neue Symphonie soll aber in Leningrad aufgeführt werden. Als Dirigent ist der steife, humorlose Karl Eliasberg vorgesehen. Er, der immer abseits des intellektuellen Kreises um Schostakowitsch stand, soll nun mit einer Anzahl ausgehungerter Musiker das Werk aufführen. „Der Dirigent“ ist ein tief bewegender Roman, der sich durch Erzählkunst, Einfühlungsvermögen und die genaue historische Recherche der Autorin auszeichnet. Die

Der Schneesturm von Vladimir Sorokin

Eine schier endlose Schlittenfahrt nimmt der Arzt Platon Iljitsch Garin im Namen der Gesundheit auf sich: im Dorf Dolgoje wütet ein Virus. Die Befallenen werden zu Zombies, die aus der Erde hervorbrechen und weitere Menschen infizieren. Um die rettende Vakzine nach Dolgoje zu bringen, lässt sich der pflichtbewusste Garin trotz Schneesturm von dem biederen Fuhrmann Krächz kutschieren. Doch durch Kälte, Achsenbruch, Schneewächten und mangelnde Sicht wird die Reise immer wieder unterbrochen. Der Kult-Autor Vladimir Sorokin entwirft wieder ein utopisches Russland in einer Zeit irgendwann nach der Oktoberrevolution: Garin und Krächz treffen in ihrem von Minipferden gezogenen „Mobil“ auf Zwerge, Riesen und ausgeflippte Drogen-Designer. Nichts Menschliches ist den Einwohnern dieser Fantasy-Welt fremd: es gibt Zärtlichkeit, Liebe, Gewalt, Herrenmenschentum, Dummheit und das treue Verhältnis zwischen dem Kutscher und seinen Zwergenpferdchen. Ein gemütlich-grausames Märchen für

Der sixtinische Himmel von Leon Morell

Das Buch ist sehr gut und spannend geschrieben. Wenn jemand historische Romane schätzt und sich für Kunst und/ oder Rom interessiert, kann man ihm das Werk sehr empfehlen. Besonders informativ ist die Beschreibung der Entstehung von Fresken sowohl vom künstlerischen Aspekt her, als auch hinsichtlich des nötigen Wissens und handwerklichen Könnens. Der Autor führt immer sehr sorgfältig neue Begriffe ein. Abgegangen sind mir eine Erwähnung der späteren Arbeit Michelangelos in der sixtinischen Kapelle („Das jüngste Gericht“) und die Einführung einer spirituellen, positiv besetzten religiösen Figur. Religion wird nur – und das intensivst – negativ beschrieben. Der Schluss wirkt etwas konstruiert. Ich persönlich lese sonst fast nie historische Romane, da ich mich eher für die Realität interessiere als für die Fantasie von Autoren, und diese beiden oft schwer zu unterscheiden sind. Trotzdem habe ich gerade diesen Roman gerne und mit Gewinn gelesen. M. F. Leon Morell: Der sixt