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Es werden Posts vom April, 2018 angezeigt.

Im Kreis treibt die Zeit von Sigrid Damm

Sigrid Damm, die für ihre meisterhaften Studien über Goethe, Schiller, Caroline Schlegel-Schelling, bekannt ist, hat nun ihr persönlichstes Buch herausgebracht. In „Im Kreis treibt die Zeit“ erweist sie ihrem Vater die Reverenz, den sie, dem allgemeinen Familientenor folgend, lange Zeit innerlich abgewertet hatte. Doch zwei Jahre vor seinem Tod gelingt die Versöhnung, und die Autorin beschäftigt sich auch weiterhin mit der Biografie des Vaters. Brisant sind die Zeiten allemal: In der Spanne seines Lebens hat der Vater im heimatlichen Thüringen zwei Weltkriege und fünf verschiedene Regierungsformen erlebt, darunter mehr Absolutismus und Totalitarismus als Demokratie und offene Gesellschaft erfahren. Immer wieder konfrontiert die Tochter den Vater mit der Frage: Was war mit den Juden während des Dritten Reichs, und sie hadert mit der NS-Parteimitgliedschaft des Vaters. Des Vaters, der früh verwaist in eine jüdische Bank eintrat und sich dort hocharbeitete, der später, schon während

Snooker in Kairo von Waguih Ghali

Ram ist Mitte zwanzig und lebt mit seiner Mutter in Kairo im Nobelviertel Zamalek. Es ist ihm unklar, wer die Miete der Wohnung zahlt und wer immer wieder für seine Spielschulden aufkommt. Allerdings sind solche Fragen auch völlig irrelevant, wenn man wie Ram einer der angesehensten und reichsten Familien Ägyptens angehört. Andererseits irritiert es die Großfamilie und Tante Noumi, die reiche Matriarchin, dass Ram heftig mit dem Sozialismus sympathisiert, die Repressionen und Verbrechen des Nasser-Regimes offen anspricht und den Amerika-freundlichen Cousin verarscht. Während seines Studienaufenthalts in London macht sich in ihm zunehmend eine innere Gespaltenheit breit. Und die Beziehung zur Jüdin Edna verläuft auch nicht unproblematisch ...  Ein vortrefflicher Schelmenroman, der in der Nasser-Zeit nach dem Ägyptischen Militärputsch und vor dem Hintergrund des Suez-Kriegs von 1956 spielt, und in dem die Oberschicht porträtiert wird, deren Mitglieder besser Französi

Im Verborgenen von Ljuba Arnautovic

Eva arbeitet als Sekretärin für die evangelische Kirche in Wien. Sie besitzt eine kleine Dienstwohnung in den Räumlichkeiten des Oberkirchenrates, lebt allein und gibt nicht viel von ihrer Geschichte preis. Ihre politische Vergangenheit könnte sie in Gefahr bringen, niemand weiß, dass ihre 2 Söhne seit Jahren in der UdSSR sind. Nur der Gefängnisseelsorger Hans Rieger kennt das Versteck in ihrer Wohnung und bittet sie um Hilfe für Menschen, die verfolgt werden. So lernt Eva auch Walter kennen. Sie geben einander Halt in schwierigen Zeiten, doch die Last des 20. Jahrhunderts lässt sich nicht leicht abschütteln. Ein schmales Buch ist das Romandebüt von Ljuba Arnautovic, und vielleicht gerade deshalb so berührend. In einer klaren schnörkellosen und souveränen Sprache erzählt die Autorin die Geschichte ihrer Großmutter als Roman und streut dazwischen immer wieder Original-Dokumente ein: vieles ist dadurch belegt, vieles wird erzählt, wie es gewesen sein könnte. Es ist nich