Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom November, 2012 angezeigt.

Zeilenkrieg von Annalena McAfee

Die Autorin ist selbst Journalistin und weiß, wovon sie schreibt. In der heutigen Medienlandschaft bleibt, wie man liest, kein Stein auf dem Trockenen. Karrieren um jeden Preis und „abgesägt werden“ gehören zur Tagesordnung. Die Klatschpresse blüht, die Zeitungsimperien gehen auf der Jagd nach Skandal-Schlagzeilen bis zum äußersten. Nur die Auflagenquoten zählen. Aus diesem Milieu heraus spinnt die Autorin gekonnt einen spannenden Roman. Die 27jährige Klatschspalten-Reporterin Tamara Sim wittert Aufstiegs-Chancen, als sie den Auftrag bekommt, die 80jährige Journalistin Honor Tait, Grande Dame und Femme fatale ihrer Zeit, zu ihrem Leben zu befragen. Honor Tait kommt noch aus der alten Schule. Ihre Karriere machte sie um die Zeit des Zweiten Weltkriegs, wo sie z.B. auch Hitler und Franco beruflich kennen lernte, aber auch mit Picasso,   Frank Sinatra und vielen anderen Persönlichkeiten in diesen Jahren Umgang pflegte. Honor Tait kann für die junge Kollegin keinerle

Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten von Sarah Bakewell

Das Buch nähert sich den „Essais“ und der Person von Michel de Montaigne (1533-1592) mit 20 Antworten auf die Frage „Wie soll ich leben?“: z.B. „Lebe den Augenblick!“, „Stelle alles in Frage!“, „Bedenke alles, bereue nichts!“…, Antworten, die zugleich die Überschrift von 20 Kapiteln sind, die Aspekte des Werkes und Lebens von Montaigne vertiefen. Ein Leben in einem Frankreich, in dem ein blutiger Krieg zwischen Protestanten und Katholiken religiösen Extremismus mit unmenschlichen Grausamkeiten hervorbrachte, und in dem Hungersnöte und die Pest wüteten. So lernt Montaigne, alles, besonders sich selbst, als vorläufig und fragwürdig zu betrachten. Und er bringt seine Erkenntnisse in einer mit skeptischem Zweifel gepaarten Leichtigkeit zu Papier. Montaignes ungewöhnliche Erziehung und Bildung im Geist der antiken Philosophen wird lebendig. Virtuos wechselt er die Perspektiven: „Wenn ich mit meiner Katze spiele – wer weiß, ob ich nicht mehr ihr zum Zeitvertreib diene als sie mir?“

1913 - Der Sommer des Jahrhunderts von Florian Illies

„Es ist ein völlig überdrehtes Jahr“, dieses letzte Friedensjahr 1913: Der „Brücke“-Maler Ernst Ludwig Kirchner und die Nofretete-Statue kommen nach Berlin. Hitler, Stalin, Trotzki und Tito sind im Winter in Wien. Schnitzler, Trakl, Loos, Bahr, Altenberg, Kafka verbringen den Sommer in Venedig. Kafka schreibt an Felice Bauer und besiegelt damit die Trennung. Sigmund Freud und C. G. Jung schreiben einander und besiegeln damit ihren Bruch. Alfred Kerr schreibt über Thomas Mann und bekräftigt damit die gegenseitige Abneigung. Else Lasker-Schüler und Gottfried Benn durchleben eine stürmische Liebesgeschichte und beenden damit ihr Liebe. Oberst Redl wird der Hochspionage überführt, doch die in Berlin bei einer Hochzeit befindlichen europäischen Monarchen lassen sich von dieser Nachricht nicht stören und der russische Zar köpft unbeeindruckt sein Frühstücksei. Robert Musil wird monatelang krankgeschrieben, damit er den „Mann ohne Eigenschaften“ schreiben kann. Der zwölfj