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Zeilenkrieg von Annalena McAfee


Die Autorin ist selbst Journalistin und weiß, wovon sie schreibt. In der heutigen Medienlandschaft bleibt, wie man liest, kein Stein auf dem Trockenen. Karrieren um jeden Preis und „abgesägt werden“ gehören zur Tagesordnung. Die Klatschpresse blüht, die Zeitungsimperien gehen auf der Jagd nach Skandal-Schlagzeilen bis zum äußersten. Nur die Auflagenquoten zählen. Aus diesem Milieu heraus spinnt die Autorin gekonnt einen spannenden Roman.

Die 27jährige Klatschspalten-Reporterin Tamara Sim wittert Aufstiegs-Chancen, als sie den Auftrag bekommt, die 80jährige Journalistin Honor Tait, Grande Dame und Femme fatale ihrer Zeit, zu ihrem Leben zu befragen. Honor Tait kommt noch aus der alten Schule. Ihre Karriere machte sie um die Zeit des Zweiten Weltkriegs, wo sie z.B. auch Hitler und Franco beruflich kennen lernte, aber auch mit Picasso,  Frank Sinatra und vielen anderen Persönlichkeiten in diesen Jahren Umgang pflegte. Honor Tait kann für die junge Kollegin keinerlei Sympathie aufbringen. Zu groß sind ihre kulturellen Unterschiede. Doch wie soll sie ohne Publicity den  letzten Sammelband ihrer Erinnerungen vermarkten, an dem sie gerade arbeitet, Erinnerungen, an denen auch sie teils schwer trägt?  Und wie kommt Tamara Sim zu einem Skandalbericht, wenn es vielleicht gar keinen gibt?

Dieser mit viel Humor, Leichtigkeit und Sachkenntnis geschriebene Roman zeigt auch die Härten dieses  Berufsstandes. Und seine menschlichen Schicksale lassen  Leser und Leserinnen nicht kalt.
 (H.R.)

 Annalena McAfee: Zeilenkrieg
Aus dem Englischen übersetzt von Pociao.
Diogenes Verlag
978-3-257-06842-9
EUR [A]  23,60

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