Ram ist Mitte zwanzig und lebt mit seiner Mutter in Kairo im Nobelviertel Zamalek. Es ist ihm unklar, wer die Miete der Wohnung zahlt und wer immer wieder für seine Spielschulden aufkommt. Allerdings sind solche Fragen auch völlig irrelevant, wenn man wie Ram einer der angesehensten und reichsten Familien Ägyptens angehört. Andererseits irritiert es die Großfamilie und Tante Noumi, die reiche Matriarchin, dass Ram heftig mit dem Sozialismus sympathisiert, die Repressionen und Verbrechen des Nasser-Regimes offen anspricht und den Amerika-freundlichen Cousin verarscht. Während seines Studienaufenthalts in London macht sich in ihm zunehmend eine innere Gespaltenheit breit. Und die Beziehung zur Jüdin Edna verläuft auch nicht unproblematisch ...
Ein vortrefflicher Schelmenroman, der in der
Nasser-Zeit nach dem Ägyptischen Militärputsch und vor dem Hintergrund des
Suez-Kriegs von 1956 spielt, und in dem die Oberschicht porträtiert wird, deren
Mitglieder besser Französisch und Englisch als das ägyptische Arabisch der
Normalbevölkerung sprechen. Der Roman erschien 1964 erstmals auf Englisch, wurde während des arabischen Frühlings „zu einem Fanal für die
Demonstrierenden“ und ist nun endlich auf Deutsch erhältlich.
(U.R.)
Waguih Ghali: Snooker in Kairo
C. H. Beck
Eur(A) 22,70
978-3-406-71902-8 |
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