Im Herbst 1941 schließen deutsche
Truppen die Millionenstadt Leningrad ein. Eine Leidenszeit beginnt,
die für viele im Bombenhagel oder mit dem Hunger- und Kältetod
endet. Die Kultur-Elite verlässt die Stadt. Nicht so Dmitri
Schostakowitsch. Das Genie, das aus dem Geschimpfe von Kollegen und
Nachbarinnen Musik komponieren kann, der bald hochgelobte, bald
verfemte Staatskünstler, bleibt mit seiner Familie. Nachts hält er
Feuerwache, tagsüber komponiert er an der 7. Symphonie, der
„Leningrader“.
Schliesslich erzwingt die Partei seine
Evakuierung. Seine neue Symphonie soll aber in Leningrad aufgeführt
werden. Als Dirigent ist der steife, humorlose Karl Eliasberg
vorgesehen. Er, der immer abseits des intellektuellen Kreises um
Schostakowitsch stand, soll nun mit einer Anzahl ausgehungerter
Musiker das Werk aufführen.
„Der Dirigent“ ist ein tief
bewegender Roman, der sich durch Erzählkunst, Einfühlungsvermögen
und die genaue historische Recherche der Autorin auszeichnet. Die
verzweifelte Situation der Leningrader zur Zeit der Blockade wird
anhand von wenigen Personen, darunter auch ein neunjähriges Mädchen,
geschildert. Sehr gelungen ist auch die deutsche Übersetzung von
Bettina Abarbanell. Die Erstauflage wird eine CD mit der „Leningrader
Symphonie“ beinhalten!
Nach David Benioffs „Die Stadt der
Diebe“ (Heyne-Taschenbuch) gibt es nun einen weiteren
empfehlenswerten Roman über diese traurige Zeit des ehemaligen Sankt
Petersburg. Wer noch mehr darüber erfahren will, lese das
verstörende „Blokada“ von Anna Reid (Bloomsbury-Verlag).
(U.R.)
Sarah Quigley: Der Dirigent.
Deutsche Übersetzung: Bettina
Abarbanell
Verlag Aufbau
ISBN 978-3-351-03502-0
EUR[A] 23,70
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