"Nincs" ist ein ungarisches Wort und bedeutet „nichts“ oder „ist nicht vorhanden". Die 80-jährige resolute Erna Rohdiebl kennt noch die Gründungssage des kleinen burgenländischen Ortes Nincshof an der österreichisch-ungarischen Grenze, das ursprünglich im Schilfsumpf versteckt und von der Außenwelt abgeschnitten gewesen sein soll. Heute aber haben Radfahrer und sonstige auswärtige Gäste die seit langem trockengelegte Gegend entdeckt, und jetzt ist auch noch eine rührige Bobo-Familie aus Wien in den Ort gezogen: Der Architekt Silvano züchtet die überaus seltenen südamerikanische Irrziegen und möchte stressgeplagten Städern Wanderungen mit den exotischen Tieren anbieten. Seine Frau Isa Bachgasser ist eine berühmte Dokumentarfilmerin, die sich für die Geschichte des Dorfes interessiert. All diese Aktivitäten stellen eine Bedrohung für die Abgeschiedenheit des Ortes dar, so argwöhnt der Geheimzirkel der Nincshofer „Oblivisten“, der seit längerem daran arbeitet, dass Nincshof aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwindet und von der Welt vergessen wird. Die verschworenen Mitglieder schrecken auch vor kriminellen Nacht- und Nebelaktionen nicht zurück. Doch da ist auch noch Erna Rohdiebl, die die Oblivisten ihres verwegenen Mutes wegen in ihre Gruppe aufgenommen haben, die aber auch von der vom Burnout geplagten Isa Bachgasser ins Herz geschlossen worden ist.
Ein sehr unterhaltsamer und großartig geschriebener Unterhaltungsroman mit einer witzig-philosophischen Komponente (ja, das gibt es!). Gratulation an die Autorin Johanna Sehofer, der mit ihrem Debut ein wirklich gutes Buch gelungen ist. Die liebenswert-skurrile Welt der Nincshofer mit ihrem Pusztafeigenschnaps verdiente auf alle Fälle einen Fortsetzungsband! (UR).
Johanna Sebauer: Nincshof.
Verlag Dumont. ISBN 978-3-8321-6820-9
Eur[A] 23,70.
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