Inhalt:
Der pensionierte Vater wird im Alltag immer schwieriger, aber was der Sohn anfangs als Sturheit oder Rücksichtslosigkeit interpretiert, stellt in Wahrheit nur die verzweifelten Versuche des alten Mannes dar, die beginnende Demenz zu verbergen und Normalität zu leben. Die Erkenntnis über die Krankheit des Vaters kommt spät. Wenn die Familie sie früher wahrgenommen hätte, wäre allen viel Ärger erspart geblieben, zeigt Arno Geiger auf. Als jedoch klar wird, dass das Zusammenleben nie mehr wieder so wird wie zuvor, lässt sich der Autor auf die neue Vater-Sohn-Beziehung ein, und er erspart sich dabei nichts: "Vater, weisst du überhaupt, wer ich bin?", fragt er einmal in Beisein seiner Lebensgefährtin. "Als ob das so interessant wäre.", ist die Antwort - ernüchternd, aber auch wieder tröstlich: Der Vater weiß sich auch in seiner schweren Zeit sprachlich zu helfen.
Unsere Bewertung:
Nach "Small World" von Martin Suter und "Demenz" von Tilmann Jens ist mit Arno Geigers "Der alte König in seinem Exil" wieder ein wichtiges Buch zum Gesellschaftsthema Alter erschienen: gut lesbar, ergreifend, unterhaltend im besten Sinn, traurig und tröstlich, ein Rat-Geber abseits von medizinischen Ratgebern und Fachbüchern.
Arno Geiger: Der alte König in seinem Exil. Verlag Hanser. München 2011. Euro (A) 18,40. ISBN 978-3-446-23634-9.
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