Kurt ist 14. Sein Frühlingserwachen heisst Patricia, die schöne und ernsthafte Schulkollegin. Patricia aber hat mehr Interesse an spirituellen Erweckungen, sie führt Kurt in die Bibelgruppe des örtlichen Pfarrers ein. Dieser ist berüchtigt durch sein Sektierertum: Gruppen-Abschottung, Verurteilung von Anders-Denkenden und Bekehrungsgespräche zu zweit sind seine Methoden. Kurt lässt sich darauf ein, wird aber zunehmend zum Fremden in der eigenen Familie. Und Patricia ist irgendwann weit fort.
Jahrzehnte später macht Kurt eine Reportage über landschaftliche Zersiedelung und fährt in den Ort seiner Jugend. Die Umgebung passt zu seinen Erinnerungen: Einkaufszentren, Autobahnkreuzungen und Atomkraftwerke haben sich weit in die grüne Landschaft hineingefressen. Wie damals das Gedankengut des Pfarrers in die Seele der Menschen.
Unsere Bewertung:
Eine sehr gelungene biografische Graphic Novel, die es schafft, zwei brisante Themen miteinander zu verknüpfen. Besonders gut gefällt uns die Szene, wie die Mutter auf einem Spaziergang mit dem entfremdeten Sohn wieder in Kontakt tritt.
Die Edition Moderne mit Sitz in Zürich ist bekannt für ihre Bände mit Lokalkolorit (Zürich by Mike), aber auch für die deutschsprachige Version von "Persepolis" von Marjane Satrapi. Die Geschichte über den pubertierenden Kurt, der in sektenartige Kreise gelangt, könnte überall spielen. In diesem Fall in der Umgebung von Zürich. In skizzenartigen Schwarz-Weiss-Zeichnungen zeigt Matthias Gnehm, wie sich eine schöne Landschaft, das Limmat-Tal, in eine globalisierte Tristesse verwandelt.
Matthias Gnehm: Die Bekehrung. Edition Moderne. Euro (A) 24.70. ISBN 978-3-03731-074-8.
Limmattal? Wohl eher Wiggertal
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