Caroline Michaelis, verwitwete Böhmer, geschiedene Schlegel, verheiratete Schelling: Ein faszinierendes Frauenleben der Aufklärung und der Romantik wird von Barbara Sichtermann facettenreich von den Mädchenjahren als Professorentochter in Göttingen bis zu ihrem Tod als Ehefrau des berühmten Philosophen Schelling dargestellt. Caroline begnügte sich nicht mit den vorgegebenen Rollen als "Universitätsmamsell", liebevolle Mutter und Gelehrten-Gattin. Sie nahm, nachdem ihr erster Mann gestorben war, ihr Leben in die Hand, wollte selbst aktiv in das Geistesleben Einfluss nehmen und verfolgte kritisch die laufenden politischen Strömungen, die vom Geist der französischen Revolution geprägt war.
Die Gesellschaft reagierte gespalten: Einerseits war Caroline für ihr Wissen und ihre Begabung hochberühmt, andererseits geriet sie wegen ihrer Selbständigkeit und Einstellungen in Verruf. So sehr, dass sie heimatlos und geächtet sich nur durch eine Vernunftehe mit dem Romantiker August Wilhelm Schlegel rehabilitieren konnte. Mit ihm und seinem Bruder Friedrich begründete sie den berühmten Romantikerkreis in Jena, in dem der hochbegabte und gleichgesinnte Männer und Frauen auf der Höhe ihrer Zeit zusammenlebten und -wirkten. Caroline war Schriftstellerin und übersetzte mit ihrem Mann Shakespeare ins Deutsche. Doch Carolines Eigenständigkeit führte auch zum Aus der Jenaer Wohngemeinschaft: Leidenschaftlich in den zwölf Jahre jüngeren Philosophen Schelling verliebt, erwirkte sie die Scheidung von Schlegel und lebte bis zu ihrem Tod als Ehefrau und geliebte und geachtete Gesprächspartnerin Schellings. (U.R.)
Barbara Sichtermann: Ein freies Frauenzimmer. Caroline Schlegel-Schelling
Verlag: edition ebersbach, blue notes. 2013
ISBN 978-3-86915-066-6
EUR[A] 16,30
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