In 8 wunderbar poetischen Geschichten schildert Amos Oz Leben und Alltag in einem israelischen Kibbuz um 1960. Im Kollektiv auf dem Land wird miteinander gelebt und füreinander gearbeitet. Der Gärtner Zvi macht für alle einen Paradiesgarten. Der Kibbuz-Sekretär versieht wie alle Nachtdienst neben dem Stall. Von den gurrenden Tauben geweckt, steht Frau Osnat jeden Tag in aller Früh auf, um die Wäsche der Kibbuzeinwohner zu waschen. Und am Abend kümmert sie sich um den sterbenden Zimmernachbarn, einen Überlebenden der Shoah. Im Schatten des verlassenen Araberdorfs nebenan ist man unter Freunden, unter Chaverim.
Nun ist die Pioniergeneration in die Jahre gekommen und macht den Jüngeren Platz. Diese können die marxistischen Ideale der Gründer auch schon als belastend empfinden. Große Fragen des Zusammenlebens werden zart angedeutet - dürfen die Kinder etwa nun doch bei ihren Eltern übernachten anstatt im Kinderhaus? Darf ein junger Mann sich allein entscheiden, den Kibbuz zu verlassen und einige Zeit ganz woanders zu leben? Und wie sind die Beziehungen zueinander eigentlich? Gibt es richtige Freundschaften überhaupt? Und ist der Marxismus nicht ein Ersatz für die orthodoxe Religion, der man abgeschworen hat? (U.R.)
Amos Oz: Unter Freunden
Erzählungen
Aus dem Hebräischen übersetzt von Mirjam Pressler
Verlag Suhrkamp
ISBN 978-3-518-42364-6
EUR[A] 19,50
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