Direkt zum Hauptbereich

Was mit dem weißen Wilden geschah von François Garde


Im Jahre 1843 wird der französische Schiffsjunge Narcisse Pelletier von seiner Crew bei einem Landgang an der australischen Ostkünste auf der Suche nach Trinkwasser schlichtwegs vergessen. Nach Tagen der vergeblichen Hoffnung auf die Rückkehr seines Schiffes rettet ihn eine alte Maorifrau vor dem Verdursten. Auf diese Weise wird er zu einem „Robinson“ der anderen Art, verbringt 18 Jahre seines Lebens in der australischen Wildnis mit den Aborigines, passt sich an und wird einer von ihnen. Als ihn schließlich ein Schiff gegen seinen Willen in die Zivilisation zurückbringt, ist er am ganzen Körper tätowiert und seiner Muttersprache nicht mehr mächtig. 
 
Ein französischer Privatforscher bemüht sich um ihn, bringt ihn nach Paris, vereint ihn mit seiner Familie und ist höchst interessiert an seinen Erfahrungen in der Wildnis. Narcisse verweigert seine Aussage mit den Worten „Reden ist wie Sterben“! Narcisse kann sich an das europäische Leben nicht mehr gewöhnen. Eines Tages ist er verschwunden.

Der Roman ist zweigeteilt. Einmal kommt Narcisse zu Wort, dann wiederum sein Gönner, der seine Beobachtungen brieflich an den Präsidenten der Geographic Society richtet.
Das Buch ist nicht nur ein spannendes Leseabenteuer, es regt auch zum Nachdenken an, z.B. über die Auffassungen von Lebensqualität und den Preis der Zivilisation.
Der Kern dieses Debut-Werkes beruht auf einer wahren Geschichte, und ist mit dem Prix Goncourt (für den ersten Roman) ausgezeichnet worden.
(HR)

François Garde: Was mit dem weißen Wilden geschah.
Roman
C. H. Beck
EUR[A] 20,60 [1]
ISBN 978-3-406-66304-8

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Rassistin von Jana Scheerer

  War es rassistisch? Die Uni-Dozentin Nora Scheerer liegt gerade im Behandlungsstuhl einer Kinderwunsch-Praxis, als sie eine Rundmail ihrer Uni erhält, in dem von einem rassistischen Vorfall am Institut für Germanistik die Rede ist. Mit einem Anflug an Schadenfreude fragt sie sich erstmal, wen von der Kollegenschaft dies wohl betreffen mag. Doch bald kommt ihr, die als woke, lesbische Frau "grundsätzlich auf der Seite derer steht, die rassistische Vorfälle bekämpfen", eine Begebenheit aus ihrer eigenen Lehrveranstaltung in den Sinn. Hätte sie nicht ganz anders reagieren sollen? War ihr damaliger Kommentar etwa völlig unangemessen gewesen? Ist etwa sie selbst die Rassistin? Scheerer, als Linguistin gewohnt, sprachliche Äußerungen zu analysieren und zerpflücken, gerät in einen grotesken Bewusstseinsstrudel, in den sich immer wieder alte Bekanntschaften mit den unterschiedlichsten Standpunkten einklinken. Wer kann dafür, wenn dies und das passiert, und muss wirklich alles über ...

Windstärke 17 von Caroline Wahl

  In dem neuen Buch „Windstärke 17“ erfahren wir mehr über den Nebencharakter Ida aus „22 Bahnen“, die jüngere Schwester von Tilda. Ida verlässt die Kleinstadt, die mal ihr Zuhause war, um von ihrer Schwester loszukommen und ihre Trauergedanken zu verdrängen. Vor zwei Monaten fand die Beerdigung ihrer Mutter statt, zu der sie nicht hingegangen ist. Jetzt möchte sie einen Neuanfang wagen, mit nur ein paar Sachen in einem alten Koffer - Klamotten, Dinge von ihrer Mutter, sowie ihr MacBook, auf dem sie immer wieder erfolglos versucht zu schreiben. Angekommen auf der Ostseeinsel Rügen, trifft sie auf den Barbesitzer Knut, der jeden auf dieser Insel zu kennen scheint. Als Ida dann von ihm und seiner Ehefrau Marianne aufgenommen wird und sie auf Leif trifft, kann sie ein wenig aufatmen und leben. Bis Idas Welt wieder ins Wanken gerät und sie feststellen muss, dass auch ein Neuanfang seine Höhen und Tiefen haben kann... Dieser Roman ist einfach eine Achterbahn der Gefühle, der einen m...

Die Reise nach Laredo von Arno Geiger

Karl V. hat lange über ein schier unermessliches Reich geherrscht. Doch nun hat er der Machtpolitik den Rücken gekehrt und sich in ein abgeschiedenes Kloster im spanischen Yuste zurückgezogen. Von seinen Hofschranzen können es manche gar nicht erwarten, ihren abgedankten, fettleibigen und kranken König tot zu sehen, um nur rasch aus dem kleinen Nest wegzukommen. Da ist aber noch der elfjährige, von seiner Mutter getrennte Geronimo, der nicht weiß, dass er ein leiblicher, illegitimer Sohn Karls ist (später wird er unter dem Namen Don Juan d'Austria berühmt sein). Greife, die prächtigen Fabelwesen, haben es ihm angetan, und in Karls Wohnung hängt ein Wandteppich mit einem Greif: "Sieh ihn dir an, wenn ich tot bin.", sagt er dem Kind. Ob das am Ende in Erfüllung gehen wird?  Noch ganz andere Dinge scheinen plötzlich in Erfüllung zu gehen: ein Ausbruch Karls aus seinem Totenbett, eine lange Reise mit seinem Sohn durch Spanien ans Meer, auf der sich seltsame Dinge ereignen, au...