1936 bangen viele von den Nazis verfemte Schriftsteller um ihre Existenz. Doch Thomas Mann gehört noch zu den Glücklicheren: Zwar musste er nach der Machtergreifung 1933 Deutschland verlassen, jedoch kann er bislang mit seiner Familie ohne materielle Sorgen in einem Haus in Küsnacht am Zürichsee leben und weiter arbeiten: Denn noch werden seine Werke in Deutschland verlegt und gedruckt.
Doch die literarische Welt und ganz Europa taumeln einem Abgrund entgegen, davor kann auch Thomas Mann seine Augen nicht verschließen. Und seine Kinder Erika und Klaus bestürmen ihn, endlich offen Stellung gegen die Entwicklungen in Deutschland zu beziehen. In der Schublade liegt seit Tagen ein Brief an die Zeitung, in dem sich der Dichter von dem nationalsozialistischen Regime deutlich distanzieren wird.
Aber noch zögert Thomas Mann. Er erinnert sich an seine unvorsichtigen Äußerungen im Ersten Weltkrieg, als Bruder Heinrich gegen Krieg und Militarismus Stellung bezogen hatte, während er selbst den patriotischen Gegenpart einnahm, was er sich nach wie vor nicht verzeihen kann. Und er hängt an seiner Sprache, seiner Arbeit mit der Feder und seiner Heimat Deutschland. Der Bruch mit der Heimat fällt schwer.
Ein schöner Roman, aus der Perspektive Thomas Manns erzählt, in dem die Trauer um den Verlust des eigenen Lands und das Los der Vertreibung dargestellt werden. Die seelische Belastung ist beträchtlich, auch wenn man mit Geld und Prestige in der Emigration leben kann. Leider trüben einige Lektorats-Fehler das Lesevergnügen der ersten Auflage ein wenig. (UR)
Britta Böhler: Der Brief des Zauberers
Aufbau Verlag
EUR[A] 19,60 [1]
ISBN 978-3-351-03573-0
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