Im Jahr 1936 verlebt eine besondere Gruppe von Literaten den
Sommer im belgischen Seebad Ostende: Um die beiden Freunde Stefan Zweig und
Joseph Roth, die sich hier verabredet haben, scharen sich weitere aus dem
deutschen Literaturbetrieb vertriebene Schriftsteller: Die junge exaltierte
Irmgard Keun kommt, sieht und verliebt sich in den älteren, vom Alkoholismus
gezeichneten Joseph Roth. Eine jahrelange verrückte Leidenschaft des ungleichen
Paares nimmt hier ihren Ausgang. Ernst Toller, der Sozialist, kommt mit seiner
strahlenden Schauspieler-Frau Christiane Grautoff, und richtet die
Emigrantengruppe immer wieder auf. Es kommen Hermann Kesten, Arthur Koestler und
Egon Erwin Kisch.
Gemeinsam spazieren sie am Meer, sie schwimmen, arbeiten,
essen und trinken im Strandcafé Flore. Sie diskutieren über die politischen
Entwicklungen in Deutschland, die sie zu einem Leben in der Fremde, im Geheimen
und im Widerstand zwingt. Stefan Zweig erinnert sich an seine frühere Liebe zu
Belgien, seine Freundschaft mit Émile Verhaeren, seine Begegnung mit dem Maler
James Ensor, und wie er 1914 nach dem
Attentat in Sarajevo aus Belgien in ein kriegstaumelndes Österreich fuhr und
sich davon hatte anstecken lassen. Er denkt an seine erste Begegnung mit Joseph
Roth, seinem Schriftstellerfreund, der ihn seither als Mensch und als seinen Leitstern liebt.
In diesem Sommer am Vorabend des Zweiten Weltkriegs lebt
die Gruppe noch einmal ihre Gemeinschaft und die Freiheit. Bald wird
Zweig nach Brasilien auswandern. Roth wird in Verzweiflung und Armut sterben.
Und das Seebad Ostende wird es nicht mehr geben. (UR)
Volker Weidermann: Ostende 1936 - Sommer der Freundschaft
Verlag Kiepenheuer & Witsch
ISBN 978-3-462-04600-7
EUR[A] 18,50 [1]
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