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Eine Liebe im Kaukasus von Alissa Ganijewa



Schauplatz der Handlung ist ein ödes namenloses Dorf in Dagestan am Rande des Kaspischen Meeres. Hierher wurden von den Sowjets die ehemaligen unabhängigen Volksstämme aus dem Kaukasus zwangsumgesiedelt, die jetzt in einem Konglomerat aus heidnischen Traditionen, safistischem und korruptem Gedankengut unter modernem sowjetischen Einfluss miteinander leben müssen.

Hier leben auch die Familien von Marat und Patja. Marat arbeitet als Anwalt in Moskau, und obwohl ihn gerade der Fall einer ermordeten Bürgerrechtlerin sehr beschaftigt, muss er nach Hause zurückkehren, da seine Eltern beschlossen haben, ihn zu verheiraten. Auch Patja soll verheiratet werden, denn sie gilt mit ihren 25 Jahren bereits als eine alte Frau. Auch sie unterbricht ihr Praktikum in Moskau. Ihr Verehrer, den sie über Facebook aus ihrem Heimatdorf kennengelernt hat und der ihr nachstellt und sich als Besitz ergreifenden karrieregeilen Macho entpuppt, möchte sie wieder los werden.
Inzwischen wird Marats Hochzeit geplant. Der Termin für die Brautwerbung steht fest, der Saal ist bereits gebucht. Marat sieht keine Möglichkeit mehr, dem zu entkommen. Unter diesem Druck kommt es zu einer grotesken Brautschau, in deren Verlauf Marat und Patja einander zufällig begegnen und sich ineinander verlieben. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit ihnen.

Alissa Ganijewa erzählt von einer Gesellschaft zwischen archaischer Tradition, Korruption und radikalisierter Religiosität in einer erfrischend jungen Sprache, komisch, rebellisch und zartfühlend. Damit ist ihr ein unglaublich authentisches und lebendiges Werk gelungen, auch dank einer ausgezeichneten Übersetzung aus dem Russischen von Christiane Körner. Das Buch stand 2015 auf der Shortlist des russischen Booker-Preises.

HR

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Alissa Ganijewa: Eine Liebe im Kaukasus
Eur [A] 22,70
Verlag: Suhrkamp 
ISBN: 978-3-518-42554-1



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