Arthur Schnitzler erlebt die letzten
Jahre der k.u.k. Monarchie. Der Historiker Arne Karsten hat die
Tagebücher des Schriftstellers mit dessen Bemerkungen zu aktuellen
Ereignissen ausgewertet und bietet ein äußerst vielschichtiges und
differenziertes Bild des Untergangs. Er erzählt von der
Vorgeschichte des ersten Weltkrieg, den politischen Krisen auf dem
Balkan, der fatalen Bosnien-Annexion, dem Säbelrasseln der
europäischen Mächte, den erstarkenden nationalistischen Strömungen.
Und er stellt die teils verzweifelten, teils halbherzigen Versuche
dar, den Vielvölkerstaat der Donaumonarchie zu erhalten, Bemühungen,
die wegen Arroganz, Dummheit und Erstarrung der Herrschenden aber
auch vieler anderer Umstände zum Scheitern verurteilt waren.
Schnitzler schwimmt geistig meist gegen
den Strom. Die anfängliche Kriegsbegeisterung der allermeisten teilt
er ebensowenig wie die verbreiteten Bestrebungen am Ende, die
Habsburger-Herrschaft zu zerstören. All das wird kontrastiert mit
Schnitzlers persönlichen Umfeld, u.a. den Dichterfreunden Jakob
Wassermann, Richard Beer-Hofmann, Hugo von Hofmannsthal, Raoul
Auernheimer sowie den Erinnerungen anderer Zeitgenossen, wie dem k.k.
Oberst Theodor von Zeynek. Nicht zuletzt wird Schnitzler als Mentor
der jungen Generation porträtiert. Den gesellschaftlichen Fall der
jungen Stephanie Bachrach, einer geistvollen, gut aussehenden Tochter
aus reichem Haus, der zeitgleich mit dem Ende von Österreich-Ungarn
erfolgt, kann Arthur Schnitzler nur fassungslos beobachten. Ihr Vater
hatte sich verspekuliert. Der Tod des Vorbilds von Fräulein Else
löste beim Großbürgertum Entsetzen aus. (U.R.)
Zur Bestellung
Arne Karsten: Der Untergang der Welt von gestern. Wien und die k.u.k. Monarchie 1911-1919.
Arne Karsten: Der Untergang der Welt von gestern. Wien und die k.u.k. Monarchie 1911-1919.
Verlag: C.H. Beck.
Eur [A] 27,80
ISBN: 978-3-406-73512-7
Eur [A] 27,80
ISBN: 978-3-406-73512-7
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