Die Lebenswege der Tina MODOTTI und Marie
ROSENBERG.
Eine Romanbiographie zweier unterschiedlicher Frauen,
die ihr annähernd gemeinsames Geburtsjahr um 1900 und ihren
engagierter Kampf gegen den Faschismus gemeinsam haben.
Die berühmte Fotografin Tina Modotti führte
ein abenteuerliches Leben. Aus ärmsten norditalienischen
Verhältnissen stammend, bricht sie noch in ganz jungen Jahren
auf der Suche nach einem besseren Leben Richtung Amerika auf,
hält sich durch kleine Filmrollen in Hollywood über Wasser und
wird Model und Schülerin des Starfotografen Edward Weston. Aus
einem Partygirl wird eine Revolutionärin und glühende Anhängerin
des Kommunismus. Mit Weston geht sie in das politisch unruhige
Mexiko, wo sie bis zur Selbstaufgabe für soziale Gerechtigkeit
und Gleichberechtigung kämpft. Sie verkehrt in den Kreisen von
Diego Rivera, Frida Kahlo, Ezra Pound und Anna Seghers. Wo auch
immer die Partei sie hinschickt, engagiert sie sich bis zur
Erschöpfung. So erlebt sie hautnah auch den Spanischen
Bürgerkrieg.
Marie Rosenberg stammt aus einer in der
deutschen Stadt Fürth angesehenen assimilierten jüdischen
Familie. Nachdem sie zunächst
widerwillig die väterliche Buchhandlung übernommen hat, wird aus
ihr im Lauf der Jahre eine passionierte und erfolgreiche
Buchhändlerin, die ihr Geschäft auch über die ersten
nationalsozialistischen Schikanen hinweg rettet. Als ihr 1933
die Stadt Fürth die Geschäftsmiete aufkündigt und das Buchlager
entschädigungslos enteignet, kann sie gerade noch in die USA
entkommen. In New York fängt die Neununddreißigjährige mit einem
Startkapital von 10 $ nochmals von vorne an. Mit ihrem
Antiquariat deutschsprachiger Literatur gewinnt sie Kunden und
Freunde wie unter anderem z.B. die Familie Mann, Albert
Einstein, Franz Werfel, Alfred Döblin und Lion Feuchtwanger. Als
Mary Rosenberg kehrt sie 1951 für einen Besuch auf der
Frankfurter Buchmesse nach Europa zurück, dabei trifft sie viele
alte Bekannte aus der Buchbranche und rechnet auch mit manchen
ab. An einem Stand eines kleinen Verlages fällt ihr der Umschlag
eines Buches auf, der eine Frau mit einer riesigen roten Fahne
zeigt. Darunter der Name "Modotti". Irgendwo hat sie den Namen
Modotti schon einmal gehört.
Dieser Roman beruht auf historischer
Wahrheit und liest sich sehr spannend. Auch zeitgeschichtlich
ist er sehr gut aufbereitet, mit vielen historischen Bezügen auf
Buchhandel und Verlagswesen. Eine große Empfehlung für
Liebhaberinnen und Liebhaber der guten Literatur.
6.3.21 HR
Felix Kucher: Sie haben mich nicht gekriegt
Verlag: Picus
ISBN: 978-3-7117-2104-4
Eur [A] 26,-
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