Direkt zum Hauptbereich

Projekt Lightspeed von Joe Miller, Özlem Türeci und Uğur Şahin

 

Die Geschichte der Entwicklung des Corona-Impfstoffs liest sich in der Nacherzählung des Journalisten Joe Miller wie ein spannender Detektivroman. Als Uğur Şahin im Jänner 2020 von der Existenz dieser gefährlichen Virus-Mutation erfährt, schaltet er von einem Tag auf den anderen das von ihm und seiner Frau Özlem Türeci gegründete und geleitete aufstrebende deutsche Pharma-Unternehmen BioNTech auf die Entwicklung eines Impfstoffs um. Eigentlich arbeitet das Ärztepaar an Heilverfahren gegen Krebs mit von ihnen neu entwickelten mRNA-Technologien. Doch das geniale Prinzip dieses neuen Verfahrens funktioniert auch im Kampf gegen Viren und Infektionskrankheiten. Die Technologie erlaubt es ihnen, in kürzester Zeit die Baupläne von geeigneten Impfstoffkandidaten zu skizzieren. Doch was ist alles noch zu tun und zu beachten: Die Geldgeber müssen vom abrupten Kurswechsel überzeugt und andere Biotech-Firmen, wie der Pharmariese Pfizer, zur Kooperation überredet werden, um die nötigen Tests durchführen zu können oder um das notwendige Know-How und bestimmte Verfahren beizusteuern. Dabei spielt auch eine kleine Firma in Wien, ein Familienbetrieb, eine wichtige Rolle, die den Impfstoff so "verpacken" kann, damit er im menschlichen Körper funktioniert. 

All das geht auch nur mit einem kompetenten, höchst engagierten und breit aufgestellten Team. Während Deutschland und Österreich im ersten großen Lockdown gelähmt sind, entwickeln die Mitarbeitenden in Eigenregie und in Windeseile Schnellverfahren, um die Wirksamkeit in einem ersten Durchgang "im Reagenzglas" intern zu überprüfen, womit der Entwicklungsprozess um Wochen verschnellert wird. Wochen, die zählen im Kampf gegen Corona ...

Das Buch erzählt aber auch vom Werdegang des deutschen Forscherpaars mit türkischen Wurzeln, das sich seinerzeit bei der gemeinsamen Arbeit auf einer Krebstation kennengelernt hat. Damit ist "Projekt Lightspeed" nicht zuletzt ein berührendes Buch über den Werdegang zweier hervorragend begabter Kinder aus Migrantenfamilien, die heute als Erwachsene mit ihrer Tochter ein bescheidenes Leben der Wissenschaft gewidmet führen. (U.R.)

Joe Miller, Özlem Türeci und Uğur Şahin: Projekt Lightspeed. Der Weg zum BioNTech-Impfstoff - und zu einer Medizin von morgen.

Übersetzt von Henriette Zeltner-Shane, Hainer Kober, Elisabeth Liebl, Sylvia Bieker, Rita Seuß, Barbara Steckhan, Thomas Wollermann.

Rowohlt Verlag. Eur[A] 22,70.

ISBN 978-3-498-00277-0  

Zur Bestellung

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sing, wilder Vogel, sing von Jacqueline O´Mahony

  Ein Schmöker definiert sich als ein dickerer, inhaltlich weniger anspruchsvoller, aber zugleich fesselnder Roman. Und dieses Buch liest sich ebenfalls wie ein kleiner Schmöker, jedoch mit dem Unterschied, daß es nicht nur spannend ist, zugleich aber ein anspruchsvolles geschichtsträchtiges Thema zum Inhalt hat. Es geht um die Hungersnot 1849 in Irland, ausgelöst durch die Kartoffelfäule und die Landvertreibung des irischen Volkes  durch die englischen Grundherren. Dem irischen Mädchen Honora wird im Leben nichts geschenkt. Von Kind an auf sich allein gestellt und ausgegrenzt, wächst sie in Armut auf. Um nicht zugrunde zu gehen, fährt sie als blinder Passagier mit einem Schiff nach Amerika, wo sie vom Regen in die Traufe kommt, und unter sklavenartigen Umständen als Zimmermädchen schuften muß. Mit ihrer Kollegin flieht sie in den Westen. Dort steckt man sie in ein Bordell, wo sie wie e...

Für immer von Maja Lunde

    Was für ein Geschenk! Die schwer krebskranke Jenny, eine ehemalige Kriegsfotografin, erfährt, dass die Zeit aufgehört hat zu fließen. Zwar wirkt alles normal, die Menschen leben ihr gewohntes Leben weiter, doch gibt es kein Altern und keinen Tod. Bestattungsunternehmen und Geburtsstationen sind arbeitslos. Doch der „Stillstand“ bringt die Gesellschaft bald an ihre Grenzen. Es gibt Solidaritätskundgebungen und Gegendemonstrationen; Verschwörungserzählungen sprießen. Mit ihrer Kamera macht Jenny sich auf, die Menschen und den geheimnisvollen „Stillstand“ zu ergründen …   Maja Lunde: Für immer. Verlag btb. Eur[A] 24,70. ISBN 978-3-442-76278-1 zur Bestellung  

Russische Spezialitäten von Dmitrij Kapitelman

    Ein Laden in Leipzig in den 1990er Jahren: Hier kaufen Russen, Weißrussen, Moldawier, Ukrainer die aus ihren Herkunftsländern gewohnten Spezialitäten, hier wird gemeinsam gearbeitet und gefeiert. Dima, der Sohn der ukrainischen Inhaberfamilie, hat hier seine Jugend verbracht, seine Eltern haben russisch-moldawisch-jüdischen Background. Doch nun, seit dem russischen Angriff auf die Ukraine, ist alles anders. Außerdem stellt sich Dimas patente, geliebte Mutter auf die Seite Putins, Argumentieren ist zwecklos. Dima beschließt, ins kriegsgeplagte Kijiw zu fahren … Dmitrij Kapitelman: Russische Spezialitäten. Verlag Hanser. Eur[A] 23,70. ISBN 978-3-446-28247-6  zur Bestellung