"Das ganze Geld hin. Kaputt. Die Entwertung. Die Geldentwertung. Das Geld nichts mehr wert. Das Geld war kaputt. Hin." Mutter Haas weiht den kleinen Wolf schon früh in die Geheimnisse des Geldes ein. Es ist das Thema, das das Leben und Denken der fleißigen und selbständigen Alleinerzieherin dominiert: Das Lehen, der kleine Bauernhof, der dereinst der Familie gehört hat, kam durch die Hyperinflation abhanden. Zeitlebens versucht die Familie, wieder zu Eigentum zu gelangen, "nichts wie sparen, sparen, sparen" ist die lebenslange Aufgabe von Marianne Haas, doch vergeblich, denn während die Spargroschen angehäuft werden, steigen die Grundstückspreise. Worauf aber der beständige Zorn der Mutter gegründet ist, wird der vierjährige Sohn noch lange nicht begreifen können.
In ihren letzten Lebenstagen lässt Wolf Haas das Leben seiner Mutter Revue passieren. Neben ihrem Bett und auf den Spaziergängen zum Familiengrab, wo bereits Name und Geburtsdatum am Grabstein eingraviert sind, denkt er an ihre Probleme als junge Frau, eine Ausbildung machen zu können, an die beschämende Wohnungssuche der jungen Mutter (das Haus, das sie mit ihrer Arbeit als Kellnerin finanziert hat, ging an den Bruder), und an die letzten Kriegsjahre, in denen sie als Luftnachrichtenhelferin bei allen schlimmen Kriegserfahrungen so etwas wie Leichtigkeit erfahren konnte. Ein großartig tragi-komisches Buch. (UR)
Wolf Haas: Eigentum,
Verlag Hanser
ISBN 978-3-446-27833-2 Eur[A] 22,70
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