In Kalifornien sitzt der junge Bosnier Ismet und fürchtet, den Verstand zu verlieren. Als Therapie schreibt er seine Erinnerungen an sein früheres Leben auf.
Ismet beschreibt seine Kindheit und Jugend im Tuzla der 80er und 90er Jahre, wie sich die Kriegsgefahr langsam steigert, bis es zur Katastrophe und den Bombardements kommt. Dann soll Ismet, der feinfühlige Star der Theatergruppe von Tuzla, eingezogen werden. Doch während eines Gastspiels in Schottland springt er von der Truppe ab. Er lässt seine Liebe zurück, seine Familie, sein Land, seine Selbstachtung und sein seelisches Gleichgewicht. Und wie ein innerer Zwilling taucht in seinen Aufzeichnungen Mustafa auf. Mustafa, der die Greuel des Krieges persönlich und hautnah erlebt hat, bei der Sondereinheit der Apachen, mit den Himmelfahrtskommandos, wo jeder erst einen Namen bekommt, wenn er die ersten beiden Wochen überlebt hat.
Ein aufwühlendes und unter die Haut gehendes Buch über den Krieg am Balkan. Zum Teil sind die verstörenden Fakten ein wenig surreal dargestellt. Ich habe zu Beginn etwas gebraucht, in das Buch einzutauchen, aber bin sehr froh, weitergelesen zu haben. Unbedingt lesen, wenn man mehr über die jüngste, blutige Vergangenheit von Europa erfahren will! (U.R.)
Ismet Prcic: Scherben
Übers. v. Lösch, Conny
Verlag Suhrkamp, 2013
EUR[A] 22,60
ISBN 978-3-518-42366-0
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