Direkt zum Hauptbereich

Die Reise nach Laredo von Arno Geiger

Karl V. hat lange über ein schier unermessliches Reich geherrscht. Doch nun hat er der Machtpolitik den Rücken gekehrt und sich in ein abgeschiedenes Kloster im spanischen Yuste zurückgezogen. Von seinen Hofschranzen können es manche gar nicht erwarten, ihren abgedankten, fettleibigen und kranken König tot zu sehen, um nur rasch aus dem kleinen Nest wegzukommen. Da ist aber noch der elfjährige, von seiner Mutter getrennte Geronimo, der nicht weiß, dass er ein leiblicher, illegitimer Sohn Karls ist (später wird er unter dem Namen Don Juan d'Austria berühmt sein). Greife, die prächtigen Fabelwesen, haben es ihm angetan, und in Karls Wohnung hängt ein Wandteppich mit einem Greif: "Sieh ihn dir an, wenn ich tot bin.", sagt er dem Kind. Ob das am Ende in Erfüllung gehen wird? 

Noch ganz andere Dinge scheinen plötzlich in Erfüllung zu gehen: ein Ausbruch Karls aus seinem Totenbett, eine lange Reise mit seinem Sohn durch Spanien ans Meer, auf der sich seltsame Dinge ereignen, auf der Karl die Ungerechtigkeit und Machtausübung des Starken über die Schwachen in seinem Land hautnah erlebt und auf der er sich selbst zu spüren beginnt.

Arno Geiger, der für seine in der Jetztzeit oder im 20. Jahrhundert spielenden Romane und autobiografischen Werke berühmt ist, hat überraschenderweise einen historisch-phantastischen Roman geschrieben, der einen packt und bis zum Ende nicht loslässt. (UR)

Arno Geiger: Die Reise nach Laredo. Verlag Hanser. Eur[A] 26,80. ISBN 978-3-446-28118-9

Zur Bestellung

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sing, wilder Vogel, sing von Jacqueline O´Mahony

  Ein Schmöker definiert sich als ein dickerer, inhaltlich weniger anspruchsvoller, aber zugleich fesselnder Roman. Und dieses Buch liest sich ebenfalls wie ein kleiner Schmöker, jedoch mit dem Unterschied, daß es nicht nur spannend ist, zugleich aber ein anspruchsvolles geschichtsträchtiges Thema zum Inhalt hat. Es geht um die Hungersnot 1849 in Irland, ausgelöst durch die Kartoffelfäule und die Landvertreibung des irischen Volkes  durch die englischen Grundherren. Dem irischen Mädchen Honora wird im Leben nichts geschenkt. Von Kind an auf sich allein gestellt und ausgegrenzt, wächst sie in Armut auf. Um nicht zugrunde zu gehen, fährt sie als blinder Passagier mit einem Schiff nach Amerika, wo sie vom Regen in die Traufe kommt, und unter sklavenartigen Umständen als Zimmermädchen schuften muß. Mit ihrer Kollegin flieht sie in den Westen. Dort steckt man sie in ein Bordell, wo sie wie e...

Für immer von Maja Lunde

    Was für ein Geschenk! Die schwer krebskranke Jenny, eine ehemalige Kriegsfotografin, erfährt, dass die Zeit aufgehört hat zu fließen. Zwar wirkt alles normal, die Menschen leben ihr gewohntes Leben weiter, doch gibt es kein Altern und keinen Tod. Bestattungsunternehmen und Geburtsstationen sind arbeitslos. Doch der „Stillstand“ bringt die Gesellschaft bald an ihre Grenzen. Es gibt Solidaritätskundgebungen und Gegendemonstrationen; Verschwörungserzählungen sprießen. Mit ihrer Kamera macht Jenny sich auf, die Menschen und den geheimnisvollen „Stillstand“ zu ergründen …   Maja Lunde: Für immer. Verlag btb. Eur[A] 24,70. ISBN 978-3-442-76278-1 zur Bestellung  

Russische Spezialitäten von Dmitrij Kapitelman

    Ein Laden in Leipzig in den 1990er Jahren: Hier kaufen Russen, Weißrussen, Moldawier, Ukrainer die aus ihren Herkunftsländern gewohnten Spezialitäten, hier wird gemeinsam gearbeitet und gefeiert. Dima, der Sohn der ukrainischen Inhaberfamilie, hat hier seine Jugend verbracht, seine Eltern haben russisch-moldawisch-jüdischen Background. Doch nun, seit dem russischen Angriff auf die Ukraine, ist alles anders. Außerdem stellt sich Dimas patente, geliebte Mutter auf die Seite Putins, Argumentieren ist zwecklos. Dima beschließt, ins kriegsgeplagte Kijiw zu fahren … Dmitrij Kapitelman: Russische Spezialitäten. Verlag Hanser. Eur[A] 23,70. ISBN 978-3-446-28247-6  zur Bestellung