Katharina ist von zu Hause ausgezogen und drauf und dran, ihr Abitur zu schmeißen. Der Vater hat kurz zuvor die Familie verlassen und schickt seiner Tochter nur sporadisch eine Postkarte von seiner Männerarbeit in Sibirien, das hat Katharina aus der Bahn geworfen. Ein Bekannter vermittelt ihr eine Absteige und bald darauf auch Pillen, mit deren Verkauf sie die Miete für das Elendsquartier bezahlen soll. Während Katharina immer mehr in den Strudel des Abstiegs gerät, schließt sie Freundschaft mit dem alten Nachbarn Erich, einem pensionierten Wissenschaftler, der seine familiären Sünden mit Einsamkeit und Geringschätzung seiner Kinder bezahlt.
Eine innige Beziehung hegt Erich nur zu seinen Forschungsobjekten, den Bäumen. Er ist Experte für das Phänomen der "betrunkenen Bäume", das sind Bäume, die durch den Klimawandel und das Auftauen des Permafrostes in einen Schaukelzustand geraten. So wie Katharina in Schieflage geraten ist. Zudem hat Erich früher in Sibirien geforscht, in einer entlegenen Gegend, wo tausende Menschen im Gulag eingesperrt waren. Und wo Katharinas Vater heute lebt ...
Ein sehr gut erzählter Roman, der heutige Lebenswelten in Deutschland geschickt mit der Zeitgeschichte von Russland und der DDR verbindet. Die Autorin und ihr Text wurden 2016 beim Ingeborg-Bachmann-Preis vorgestellt. (U.R.)
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Ada Dorian: Betrunkene Bäume
Verlag Ullstein Fünf
Eur(A) 18,50
ISBN 978-3-96101-001-1
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