Bedächtig die Feinheiten aufspürend, dabei hochengagiert, so wie wir es von seinen früheren Büchern kennen, erzählt der wunderbare Reiseschriftsteller und Essayist Karl-Markus Gauß von seinen Reisen kreuz und quer durch Europa. Die kurzen und längeren Texte über vermeintlich kleine Beobachtungen und Erlebnisse verweben sich zu einem wunderbaren Buch, das man ungern aus der Hand und gerne wieder zur Hand nimmt. Leichtfüßig geht es von Vilnius nach Ybbs, von Posen nach Rovigo, von St. Ursanne im Jura in die kroatische Hafenstadt Šibenik oder in die einst mehrsprachige Stadt Novi Sad, an der serbischen Donau gelegen, die auf Deutsch Neusatz und auf Ungarisch Újvidék hieß, ursprünglichvon Kaiserin Maria Theresia aber "Neoplanta" benannt wurde. Ob sich Gauß an seinen im Zweiten Weltkrieg aus der Batschka vertriebenen Großvater erinnert, über die Vergnügungen der Instagram-Jünger im Kunsthistorischen Museum oder die versteckte Schönheit unscheinbarer Städte sinniert, oder da
Was soll ich dort, fragt sich Issa, als sie nach langen Jahren erstmals wieder nach Kamerun fliegt. Da sie ihr erstes Kind erwartet, soll sie nun auf ausdrücklichem Wunsch ihrer Mutter einige Wochen lang die dort üblichen Frauenrituale vollziehen. In Buea, wo ihre Urgroßmutter und Großmutter und sehr viele Verwandte leben, taucht Issa in ihre afrikanische mütterliche Herkunftswelt ein, wobei sie, die in ihrer Schulzeit in Deutschland immer wieder ihre Hautfarbe zu spüren bekam, in Kamerun wiederum sofort als Europäerin abgestempelt wird. Hin und hergerissen zwischen ihrer europäischen und ihrer kamerunischen Lebensart, kann sie sich mit den seltsamen Ritualen zunächst kaum anfreunden. Mehr und mehr kommt die Geschichte ihrer mütterlichen Vorfahren, vor allem ihrer Urgroßmutter Marijoh, ans Licht, die noch während der Kolonialherrschaft der Deutschen geboren wurde. Generationenlang haben die Frauen ihrer Familie um Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit gekämpft. Am Schluss ihres Auf