Lenka Reinerová (1916-2008) war die letzte Vertreterin der einst so bedeutsamen deutschsprachigen Literaturszene in Prag. Die Gründerin des Prager Literaturhauses ( Pražský literární dům ) hatte Max Brod gekannt und hatte die Exiljahre während des Zweiten Weltkriegs mit ihren Freunden Egon Erwin Kisch und Anna Seghers in Mexiko geteilt. Nun hat ihre Tochter, die Filmemacherin, Künstlerin und Psychotherapeutin Anna Fodorová ein Buch über ihre Mutter Lenka geschrieben. Es geht nicht nur um das Leben der bedeutenden und geachteten Schriftstellerin und um die letzten Wochen und Monate dieser hochaktiven Intellektuellen, sondern auch um das um das schöne, doch nicht spannungsfreie Verhältnis von Mutter und Tochter: "Es ist nicht einfach, mit Eltern aufzuwachsen, die Helden waren", sagt Anna zu Beginn des Buches. Und heldenhaft war Lenkas Leben. Unbeugsam erlebte sie alle Fährnisse des 20. Jahrhunderts, die Vertreibung aus der besetzten Tschechoslowakei, die Deportation und Erm
Höchst kurzweilig und (selbst-)ironisch erzählt der Maler und Graphiker Rudolf Schönwald über sein Leben, das phasenweise enorm gefährdet und von Gewalterfahrung und Tragik geprägt war. Von den Nazis mit Deportation und Ermordung bedroht, flüchtet der 15-jährige Rudolf Schönwald im Jahr 1943 mit seiner Mutter und seinem Bruder von Wien nach Budapest. Dort erlebt er 1944 den Einmarsch der Deutschen, die Herrschaft der ungarischen Pfeilkreuzler und die monatelange brutale Schlacht um Budapest im Winter 1944/45 mit. Das Wiedersehen mit seinem Bruder und der Mutter, die Auschwitz und andere Vernichtungslager überlebt hat, findet wiederum in Österreich statt. Im viergeteilten Nachkriegs-Wien geht der Wahnsinn auf andere Weise weiter: Der Katholik Schönwald, der sich dem Kommunismus zuwendet, sitzt gemeinsam mit Alt-Nazis in der Maturaschule. Abgestoßen von den zunehmenden Kommunisten-Anfeindungen, frequentiert er das Café Hawelka, ist aktiv in der frühen Kabarett-Szene um Qualtinger und