Direkt zum Hauptbereich

Posts

Großes Spiel von Hans Platzgumer

  Während der Regierungszeit Kaiser Yoshihitos, des 123. Tennô, gärt es in Japan, denn auch hier haben Sozialisten, Anarchisten und andere revolutionäre Strömungen Zulauf. Erstmals wird das traditionelle, streng hierarische System öffentlich kritisiert. Der Kaiser aber ist ein kränklicher und pazifistischer Mann, der es in den Augen der vaterländisch Gesinnten an Strenge und Entschlusskraft fehlen lässt. Der aus der Samurai-Tradition stammende Militärpolizist Amakasu, ein Verteidiger der althergebrachten Werte, dem der militärische Ehrenkodex alles ist, muss jahrelang den unbeugsamen Revolutionär Ôsugi und seine Frau Itô, eine ebenso entschlossene Frauenrechtlerin, beschatten.  Das verheerende Erdbeben von 1923 markiert das Ende der relativ liberalen Taishô-Ära und gibt den reaktionären Kräften die Gelegenheit, gegen Ôsugi und Itô vorzugehen
Letzte Posts

Eigentum von Wolf Haas

    "Das ganze Geld hin. Kaputt. Die Entwertung. Die Geldentwertung. Das Geld nichts mehr wert. Das Geld war kaputt. Hin." Mutter Haas weiht den kleinen Wolf schon früh in die Geheimnisse des Geldes ein. Es ist das Thema, das das Leben und Denken der fleißigen und selbständigen Alleinerzieherin dominiert: Das Lehen, der kleine Bauernhof, der dereinst der Familie gehört hat, kam durch die Hyperinflation abhanden. Zeitlebens versucht die Familie, wieder zu Eigentum zu gelangen, "nichts wie sparen, sparen, sparen" ist die lebenslange Aufgabe von Marianne Haas, doch vergeblich, denn während die Spargroschen angehäuft werden, steigen die Grundstückspreise. Worauf aber der beständige Zorn der Mutter gegründet ist, wird der vierjährige Sohn noch lange nicht begreifen können. In ihren letzten Lebenstagen lässt Wolf Haas das Leben seiner Mutter Revue passieren. Neben ihrem Bett und auf den Spaziergängen zum Familiengrab, wo bereits Name und Geburtsdatum am Grabstein eingra

Tesla oder die Vollendung der Kreise

  Wegen einer politischen Heißsporn-Aktion wird der 17-jährige Anton Matijaca aus dem Gymnasium von Zadar geworfen und von jeder weiteren Schulbildung auf dem Gebiet der k.u.k. Monarchie ausgeschlossen. Seine Eltern sehen keine andere Möglichkeit, als ihn mit 10 Dollar in der Tasche auf einem Auswandererschiff nach New York zu schicken. Anders als sein brillant-gebildeter italienischer Reisekumpel Ernesto, der seinem Traum, ein berühmter Schriftsteller zu werden, vergeblich nachhängt, arbeitet sich Anton in seiner neuen Heimat zielstrebig weiter, schafft es sogar, erfolgreich Medizin zu studieren. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten begegnen die beiden Freunde auch ihrem Idol, dem aus Kroatien stammende Wissenschaftler Nikola Tesla, der nach seinen bahnbrechenden Entdeckungen und Entwicklungen nun als lebende Legende in New York lebt, aber an seine früheren Erfolge nicht mehr anschließen kann. Trotz allem bleibt Anton seiner kroatischen Heimat verhaftet und bald zieht ihn das Weltge

Nincshof von Johanna Sebauer

  "Nincs" ist ein ungarisches Wort und bedeutet „nichts“ oder „ist nicht vorhanden". Die 80-jährige resolute Erna Rohdiebl kennt noch die Gründungssage des kleinen burgenländischen Ortes Nincshof an der österreichisch-ungarischen Grenze, das ursprünglich im Schilfsumpf versteckt und von der Außenwelt abgeschnitten gewesen sein soll. Heute aber haben Radfahrer und sonstige auswärtige Gäste die seit langem trockengelegte Gegend entdeckt, und jetzt ist auch noch eine rührige Bobo-Familie aus Wien in den Ort gezogen: Der Architekt Silvano züchtet die überaus seltenen südamerikanische Irrziegen und möchte stressgeplagten Städern Wanderungen mit den exotischen Tieren anbieten. Seine Frau Isa Bachgasser ist eine berühmte Dokumentarfilmerin, die sich für die Geschichte des Dorfes interessiert. All diese Aktivitäten stellen eine Bedrohung für die Abgeschiedenheit des Ortes dar, so argwöhnt der Geheimzirkel der Ninc

Die Geheimnisse von Birdwood. Das Versteck von M. G. Leonard

  Ein wenig erinnert der charmante und spannende Kinderroman "Die Geheimnisse von Birdwood" an Emil und die Detektive, wenn am Ende eine ganze Schulklasse einen gesuchten Bankräuber überwältigt. Dabei denkt man zunächst gar nicht an einen Kriminalroman, wenn man Twitch bei seinen Streifzügen durch das Naturschutzgebiet Birdwood begleitet. In der Schule wird er als Aussenseiter schikaniert, umso mehr gilt seine Liebe den Vögeln, über die er vieles weiss und die er leidenschaftlich gerne beobachtet. Doch zu Beginn der Sommerferien ist plötzlich alles anders: Twitch hilft einem seiner Quälgeister aus einer Notlage und glaubt, endlich einen Freund gefunden zu haben, doch kann er dem Frieden trauen? Da ist auch dieser geheimnisvolle Fremde, der angeblich zum Vogelbeobachten da ist und doch eine Schwalbe nicht von einem Spatz unterscheiden kann. Und was haben die zwei Mädchen zu verbergen, die Twitch immer wieder im Wald

Besser allein als in schlechter Gesellschaft von Adriana Altaras

  Es ist eine bewegende Tante-Nichte-Beziehung, die dieses autobiografisch erzählte Buch zum Inhalt hat: Die fast hundertjährige Tante lebt in einem Altersheim in Mantua und die Nichte ist erfolgreiche Opernregisseurin in Deutschland. Und da gerade strengste Pandemie-Regeln herrschen, sind es meist die Gespräche am Telefon, die Aufschluß über diese Beziehung geben. Die Tante liebt ihre Nichte und Adriana liebt ihre Tante. Auch in der Endstation Altersheim denkt die kreuzfidele Tante nicht daran, sich selbst aufzugeben, und hat für alle Fälle und für jede Situation immer das richtige Sprichwort bereit. Eines dieser Zitate gab diesem Buch sogar seinen Titel. Tantes Eigensinn läßt oft das Pflegepersonal im Heim Kopf stehen; und doch oder gerade deswegen wird sie besonders geliebt. Davon profitieren alle Beteiligten. „Das Leben bedeutet generell einen enormen Kraftau

Vier Schwestern von Ernst Strouhal

  Die bekannteste unter den vier Schwestern Benedikt ist Friedl, die als junge Schriftstellerin unter dem Pseudonym Anna Sebastian in England einige erfolgreiche Romane schrieb. Hierzulande ist Friedl Benedikt jedoch mehr aus den autobiografischen Schriften Elias Canettis geläufig, mit dem sie eine lange Beziehung hatte. Auch ist eine der Figuren in Veza Canettis Roman "Die Schildkröten", in dem die Anschlusstage in Wien 1938 beschrieben sind, ihr nachempfunden. "Sie haben Papa verhaftet!", lässt Veza Canetti in ihrem Roman die junge Frau verzweifelt sagen. Dieser Papa ist in der Realität Ernst Benedikt, ehemaliger Chefredakteur der Neuen Freien Presse. 1938 gerät das gutbürgerliche Leben der Familie Benedikt in ihrer Villa in Wien Grinzing, Am Himmel 55, tatsächlich aus den Fugen. Die vier Schwestern Gerda, Friedl, Ilse und Susi werden in verschiedene Länder geschickt, weg aus Hitlers Großdeutschland. Die Eltern folgen ihnen nach vielen Schikanen der Nationalsozial