Inhalt:
Chicago, 1920: Auf einer wilden Party, in der trotz Prohibition der Alkohol in Strömen fließt, lernt die 28jährige Hadley Richardson den 21jährigen Ernest Hemingway kennen. Hadley stammt aus reichem Haus mit konservativ strenger Erziehung, und durch das Ehedrama ihrer Eltern traumatisiert hat sie keine Wünsche an das Leben. Der junge Hemingway, von Beruf Reporter, hat ebenfalls einiges abbekommen durch seine Kriegserlebnisse im Ersten Weltkrieg. Er fällt ihr durch sein bezwingendes Wesen und seine charmante Lebendigkeit auf. Trotz ihres Altersunterschiedes wird ihnen bald bewußt, daß sie füreinander bestimmt sind, und Hemingway macht Hadley einen Heiratsantrag. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Hadley nicht gewußt, was es heißt glücklich zu sein. Jetzt blüht sie in ihrer Liebe zu Hemingway auf. Das Paar übersiedelt nach Paris,wo sie sich die erste Zeit bescheiden mittels Hadleys geerbtem Vermögen durchschlagen können. Bald machen sie Bekanntschaft mit Gertrude Stein und ihrem literarischen Kreis, in dem auch Ezra Pound und F. Scott Fitzgerald verkehrten. Während Hemingway in dieser Gesellschaft aufgeht, bleibt Hadley mit ihrer puristischen Seele auf der Strecke. Während sie um ihre Ehe kämpft, ihres Mannes Schaffensdrang unterstützt, alle seine Launen und wankenden Gemütsstimmungen erträgt, bekommt die Beziehung einen unheilbaren Riß, als durch ihre Schuld alle seine Manuskripte gestohlen werden. Auch der Sohn, den Hadley zur Welt bringt, kann die Ehe nicht mehr retten.
Unsere Bewertung:
Hadley Richardson ist unspektakulär und glanzlos in die Literaturgeschichte als „The Paris Wife“ eingegangen. Paula McLain hat sie mit diesem Roman zum Leben erweckt und ihr Respekt gezollt. Hadley war Starthilfe und Motor für seine Karriere. Aber der Roman ist auch eine Charakterstudie von Hemingway selbst, von seiner Wandlung zu einem egoistischen und charakterlosen Macho, der auch seinen Freunden und Förderern nicht gut mitspielt. Was ihn jedoch trotz allem in seinen Memoiren über die Pariser Jahre bewegend schreiben läßt: „Wir waren sehr arm, aber sehr glücklich.
Paula McLain schöpft aus biographischen Dokumenten, Briefen und literarischen Memoiren. Nur die verbindenden Dialoge entspringen ihrer Phantasie, jedoch in so hoher literarischer Qualität, daß man beim Lesen nicht daran zweifelt, daß es so gewesen sein könnte. Und wie schreibt Hemingway in seinen Lebenserinnerungen „Paris – ein Fest fürs Leben“? „Wenn es der Leser vorzieht, kann dieses Buch auch als Werk der Phantasie angesehen werden. Aber es besteht immer die Chance, daß solch ein Werk der Phantasie einiges Licht auf das wirft, was als Tatsache geschrieben worden ist.“
Ein wunderbares Buch, das man sich selbst, aber auch anderen zum Geschenk machen sollte.(H.R.)
Paula McLain: Madame Hemingway.
Übers. v. Dinçer, Yasemin
Aufbau Verlag. Berlin. 2011. ISBN 978-3-351-03358-3
Eur(A) 20.60
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