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Wölfe von Hilary Mantel


Homo homini lupus – Der Mensch ist des Menschen Wolf. Kein besserer Leitspruch passt auf diesen historischen Roman. Die Handlung führt in das England von Henry VIII., eine chaotische Zeit des Zerfalls, die nur durch einen männlichen Thronerben ins Lot gebracht werden kann. Henry möchte sich daher von Katharina von Aragon, mit der er nur eine Tochter hat, scheiden lassen, um Anna Boleyn zu seiner Königin zu machen. Dazu braucht er aber die Dispens des Papstes. Die Fakten sind bekannt.
In neuem Licht erscheint diese Zeit, wenn sie aus der Sicht Thomas Cromwells erzählt wird, der – aus kleinsten Verhältnissen stammend – durch Fleiß und Genie zum mächtigsten Mann von England wird. Durch seine Politik erfolgt die Loslösung von Rom und die Gründung der anglikanischen Kirche. Alle Katholiken, die ihrem Glauben nicht abschwören, werden grausam bestraft. So auch Thomas More (bekannt als Thomas Morus), Cromwells Gegenspieler. So auch Kardinal Wolsey, ursprünglich Förderer und Freund Cromwells.
Im Nachwort erfährt man, dass die Autorin Informationen aus den Erinnerungen von Wolseys Hausmarschall geschöpft hat. Nicht zuletzt durch diese historische Quelle erscheinen die Charaktere detailgerecht und lebendig beschrieben. „Wölfe“ ist ein bewegendes Buch über das ewige Spiel um Macht, Intrige und Liebe. Ausgezeichnet mit dem Booker Prize und auf der Spiegel-Bestsellerliste ist der Roman gerade als Taschenbuch erschienen. Mit seinen über 700 Seiten ein sehr zu empfehlendes, urlaubsfüllendes Buch. (H.R.)
Hilary Mantel: Wölfe. Dumont Buchverlag
Aus d. Engl. übersetzt von Christiane Trabant
ISBN 978-3-8321-6193-4, EUR[A]  12,40

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