Direkt zum Hauptbereich

Indigo von Clemens J. Setz





Nicht zu Unrecht war der Autor aus Graz mit seinem neuesten Buch auch für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Setz verknüpft die Lebensgeschichte des Mathematikprofessors Clemens Setz, der sein Praktikumsjahr in einem Internat absolviert hatte, mit der seines ehemaligen Schülers, der den Lehrer etliche Jahre nach seinem Schulabschluss durch eine Zeitungsanzeige wieder aufsucht. Setz war Hauptverdächtiger in einem Mordfall, wurde allerdings für unschuldig befunden. Der Leser erfährt aus den Aufzeichnungen des Professors, dass das Internat nicht nur Schule, sondern auch ein Heim für Kinder war, die unter dem sogenannten „Indigo-Syndrom“ litten, einer seltenen Krankheit, die sich darin äußert, dass Begleitpersonen unter Kopfschmerzen, Übelkeiten und anderen körperlichen Beschwerden zu leiden haben. Immer wieder wurden maskierte Kinder von schwarzen Limousinen aus dem Schulhof abgeholt, um nie wieder gesehen zu werden. Diesem Rätsel versuchte der Lehrer auf die Spur zu kommen, stieß dabei aber auf erhebliche Widerstände, bis er schließlich unter fadenscheinigen Ausreden entlassen wurde. Nun übergibt er die Nachforschungen seinem ehemaligen Schüler, ebenfalls einem Indigo-Kranken ...

Die eingefügten Aufzeichnungen aus den persönlichen Aufzeichnungen des Lehrers und die intertextuellen Bezüge auf andere Werke der Literatur, die offensichtlich auf das Syndrom verweisen, eröffnen einen Spannungsbogen, der bis zum Ende nicht zu einer vollständigen Auflösung kommt. Clemens Setz lenkt den Blick wieder einmal auf die Schattenseiten unserer Gesellschaft und verleitet durch die Darstellung alltäglich erscheinender Dinge und Umstände zum kritischen Überdenken der sozialen Mechanismen unserer Gesellschaft.


Clemens Setz: Indigo
Suhrkamp
978-3-518-42324-0
[A] 23,60

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Vier Schwestern von Ernst Strouhal

  Die bekannteste unter den vier Schwestern Benedikt ist Friedl, die als junge Schriftstellerin unter dem Pseudonym Anna Sebastian in England einige erfolgreiche Romane schrieb. Hierzulande ist Friedl Benedikt jedoch mehr aus den autobiografischen Schriften Elias Canettis geläufig, mit dem sie eine lange Beziehung hatte. Auch ist eine der Figuren in Veza Canettis Roman "Die Schildkröten", in dem die Anschlusstage in Wien 1938 beschrieben sind, ihr nachempfunden. "Sie haben Papa verhaftet!", lässt Veza Canetti in ihrem Roman die junge Frau verzweifelt sagen. Dieser Papa ist in der Realität Ernst Benedikt, ehemaliger Chefredakteur der Neuen Freien Presse. 1938 gerät das gutbürgerliche Leben der Familie Benedikt in ihrer Villa in Wien Grinzing, Am Himmel 55, tatsächlich aus den Fugen. Die vier Schwestern Gerda, Friedl, Ilse und Susi werden in verschiedene Länder geschickt, weg aus Hitlers Großdeutschland. Die Eltern folgen ihnen nach vielen Schikanen der Nationalsozial

Besser allein als in schlechter Gesellschaft von Adriana Altaras

  Es ist eine bewegende Tante-Nichte-Beziehung, die dieses autobiografisch erzählte Buch zum Inhalt hat: Die fast hundertjährige Tante lebt in einem Altersheim in Mantua und die Nichte ist erfolgreiche Opernregisseurin in Deutschland. Und da gerade strengste Pandemie-Regeln herrschen, sind es meist die Gespräche am Telefon, die Aufschluß über diese Beziehung geben. Die Tante liebt ihre Nichte und Adriana liebt ihre Tante. Auch in der Endstation Altersheim denkt die kreuzfidele Tante nicht daran, sich selbst aufzugeben, und hat für alle Fälle und für jede Situation immer das richtige Sprichwort bereit. Eines dieser Zitate gab diesem Buch sogar seinen Titel. Tantes Eigensinn läßt oft das Pflegepersonal im Heim Kopf stehen; und doch oder gerade deswegen wird sie besonders geliebt. Davon profitieren alle Beteiligten. „Das Leben bedeutet generell einen enormen Kraftau

Dork Diaries von Rachel Renée Russell

Dork Diaries  Nach dem Erfolg von Greg's Tagebuch, hier ein weiterer Comicroman - speziell für Mädchen:  Dork Diaries Band 1! Zielgruppe: Mädchen  ca. ab 11 Jahre, auch noch für Jugendliche ein lustiges Leseerlebnis Inhalt:  Neue Schule, neues Glück? Nikki ist ein Totalausfall in Sachen Coolness, ihr Vater ist Kammerjäger und fährt mit einem Kakerlakenmobil durch die Stadt, ihr Handy ist ihrer Meinung nach ein krasses Museumsstück und das Einzige was sie an ihrem ersten Schultag retten könnte, wäre ein brandneues IPhone. Stattdessen bekommt sie ein Tagebuch geschenkt, etwas das sie nie schreiben wollte. Gott sei Dank hat sie es getan und lässt uns an ihrem Leben teilhaben! Unsere Bewertung:  Dork Diaries ist ein  unterhaltsames Buch im Tagebuchstil geschmückt mit humorvollen Comiczeichnungen. Typische Situationen wie einige von uns sie als Kind/Teenager erlebt haben werden leicht überzogen und teils skurril dargestellt, z.B Nikki möchte nicht in die Sc