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Die Schule der Liebenden von Vivien Shotwell





Im London des späten 18. Jahrhunderts träumt Anna Storace von einer Karriere als Sängerin. Tatsächlich erobert sie bereits als Sechzehnjährige die Opernhäuser Venedigs und Mailands. Als sie aus Liebeskummer nach Wien flüchtet, bezaubert sie Josef II. und den Kaiserhof. Um eine ungewollte Schwangerschaft zu vertuschen, geht sie eine Ehe ein, die sie unglücklich macht. Während eines kaiserlichen Festes begegnet ihr Mozart. Auch er ist von ihrer Stimme bezaubert. Zwischen ihnen entsteht eine tiefe Liebe, von der beide wissen, dass sie nicht gelebt werden kann. Erfüllung findet sie nur in der Musik.

Dieser Roman basiert auf einigen wenigen historischen Fakten. Anna Storace hat wirklich gelebt. In der Geschichte taucht sie unter dem Spitznamen Nancy auf. Ob Mozart und Anna ein Liebespaar waren, ist nicht erwiesen, aber in seinen Kompositionen für sie spiegelt sich große Wärme und Zuneigung. Mehr kann man im Nachwort des Buches erfahren.

Weil Vivien Shotwell selbst ausgebildete Sängerin ist, ist ihre Figur der Anna Storace so authentisch gelungen. Und jede Sängerin wird sich mehr oder weniger mit ihr identifizieren. Auch der historische Hintergrund ist glaubhaft recherchiert. Alles in allem ist der Autorin damit ein spannender und unterhaltsamer historischer Roman gelungen. Auch die Übersetzung aus dem Amerikanischen ist gut gelungen.
Nur schade, dass dem Lektorat trotzdem ein grober Schnitzer durchgegangen ist. Da schickt Mozart seine Constanze zur Kur nach Baden-Baden (! ), obwohl Constanze doch immer in Baden bei Wien kurte! Zum Glück hat mich dieser historische Faux Pas eher erheitert, als geärgert.

HR 23.10. 2014


Shotwell,Vivien: Die Schule der Liebenden
Verlag: Limes Verlag
EUR(A) 20,60
ISBN: 978-3-8090-2626-6

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