Alles beginnt mit einem riesigen Maulbeerbaum, transportiert auf einem von einem mächtigen Ochsen gezogenen Karren, einem Gewehr und dem Nachbarmädchen Ruth als Braut, das die Eltern Sev Tavoris ihm aus der fernen Heimat zur Hochzeit schickten; geschehen in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als Sev sich in einem Dorf im Norden von Israel ansiedelt, um dort eine Gärtnerei zu betreiben.
Inzwischen lebt
schon die dritte Generation in dieser Gärtnerei, und Sevs Enkelin Ruta berichtet
einer Journalistin aus dem Leben ihrer Familie. Wenn sie von ihren eigenen
Schicksalsschlägen erzählt, schweift sie immer wieder in die Vergangenheit ab
und bringt dabei die erschreckende Wahrheit ans Licht, das große Geheimnis, das
sich durch den ganzen Roman zieht. Archaisch und fast alttestamentarisch
entwickelt sich aus dem anfänglich idyllischen Beginn eine Verkettung von
Ereignissen, die von Eifersucht, Mord und Vergeltung, Verlust und Trauer geprägt
sind.
Shalev, ein Meister
der Erzählkunst, fesselt schon ab der ersten Seite! Vielleicht übt sein Buch
auch deswegen Lebendigkeit und Authentizität aus, dass er teilweise überlieferte
Geschehnisse und Dorfgeschichten in seine Fabulierkunst hineinmischt.
Der gut geglückten
Übersetzung aus dem Hebräischen von Ruth Achlama. wäre der Vollständigkeit
halber ein Glossar über die jüdischen Feste und Bräuche hilfreich gewesen. (8.11.2014 HR)
Shalev, Meir: Zwei Bärinnen
Verlag: Diogenes
EUR(A) 23,60
ISBN: 978-3-257-06911-2
Kommentare
Kommentar veröffentlichen