Hier beginnt die Geschichte im Jahr 1945, als
Flüchtlinge aus Ostpreußen das Land überschwemmen. Hildegard von Kamcke und ihre
kleine Tochter Vera werden nur widerwillig auf dem Bauernhof der Ida Eckhoff
aufgenommen. Apfel- und Kirschbäume geben das Gepräge des bäuerlichen Lebens.
Hildegard hält es dort als Gedulde nicht aus. Auf der Suche nach neuem
Lebensglück lässt sie Vera bei Ida zurück und geht nach Hamburg.
60 Jahre danach steht Veras Nichte Anne mit ihrem
kleinen Sohn Leon vor der Tür, geflüchtet aus ihrer gescheiterten Ehe, der
dominanten Mutter und dem abgehobenen Hamburger Lebensstil. So verschieden Vera
und Anne auch sind, haben sie doch einiges gemeinsam : Beide leiden an ihrer
Vergangenheit und fühlen sich nirgendwo zu Hause … bis sie beginnen, mit vereinten Kräften den
verfallenden Bauernhof zu renovieren.
In Dörte Hansens Roman-Erstling findet man keine
Debut-Schwächen. Vielleicht weil sie selbst auf dem Lande lebt, das sie
beschreibt. Aber auch durch ihre profunden Sprachkenntnisse und Erfahrungen als
Journalistin. Während sie kluge Gedanken scharfsinnig formuliert
und heutige Lebensart kritisch unter die Lupe nimmt, entsteht zwischen den
Zeilen bewegend das ostpreußische Flüchtlingsdrama im Kriegswinter 1944/45.
Dörte Hansen bringt das Spannungsverhältnis
zwischen Stadt- und Landleben vergnüglich, aber auch nachdenklich machend auf
den Punkt.Eingestreute plattdeutsche Redewendungen tragen
zum speziellen Flair des Romans bei.
25. Februar 2015 HR
Dörte Hansen: Altes Land
Verlag Knaus
Eur(A) 20.60
ISBN 978-3-8135-0647-1
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