Direkt zum Hauptbereich

Normalsein ist nicht einfach von Houchang Allahyari



Wenn der Psychiater und Filmemacher Houchang Allahyari über sein Leben berichtet, dann kann ich während der Lektüre kaum das Buch weglegen. Mit feinem, freundlichen und pointiertem Humor und großem Humanismus beschreibt Allahyari seinen Werdegang als iranischer Medizinstudent in einem oberösterreichischen Landspital in den 1970er und 1980er Jahren.

Da sind die geistlichen Schwestern, die keine Fernseh-Übertragung der Löwingerbühne versäumen und niemals schaffen, seinen Namen richtig auszusprechen. Da ist der Primar, vor dem keine Gallenblase sicher ist, zumindest nicht jene von reichen Bauern. Ganz zu schweigen von der schönen Kollegin, die ihn in die Kunst der intravenösen Behandlungen einführt. Viele berührende Geschichten erzählt Allahyari, darunter auch die einer befreundeten Ärztin, die selbst in großen seelischen Problemen steckt, die sich nicht helfen lässt oder der nicht geholfen werden kann.

Nicht weniger spannend sind die Berichte aus dem zweiten beruflichen Leben Allahyaris, der Filmemacherei. Leon Askin, Erni Mangold, Gunther Philipp und Karl Merkatz und viele mehr treten auf. Und besonders spannend ist es, wenn Houchang Allahyari seine beiden Berufe verbindet, etwa, wenn er beschreibt, wie er mit Jugendlichen im Gefängnis einen Film dreht. (U.R.)

Am 21. April 2017 hat Houchang Allahyari bei unserem Lesefestival "200 Jahre Buchhandlung Leo" aus seinem Buch gelesen.

Zur Bestellung

Houchang Allahyari: Normalsein ist nicht einfach. Meine Erlebnisse als Psychiater und Filmemacher.
Aufgezeichnet von August Staudenmayer.
Verlag Amalthea
ISBN 978-3-99050-068-2
Eur(A) 25,-

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Sing, wilder Vogel, sing von Jacqueline O´Mahony

  Ein Schmöker definiert sich als ein dickerer, inhaltlich weniger anspruchsvoller, aber zugleich fesselnder Roman. Und dieses Buch liest sich ebenfalls wie ein kleiner Schmöker, jedoch mit dem Unterschied, daß es nicht nur spannend ist, zugleich aber ein anspruchsvolles geschichtsträchtiges Thema zum Inhalt hat. Es geht um die Hungersnot 1849 in Irland, ausgelöst durch die Kartoffelfäule und die Landvertreibung des irischen Volkes  durch die englischen Grundherren. Dem irischen Mädchen Honora wird im Leben nichts geschenkt. Von Kind an auf sich allein gestellt und ausgegrenzt, wächst sie in Armut auf. Um nicht zugrunde zu gehen, fährt sie als blinder Passagier mit einem Schiff nach Amerika, wo sie vom Regen in die Traufe kommt, und unter sklavenartigen Umständen als Zimmermädchen schuften muß. Mit ihrer Kollegin flieht sie in den Westen. Dort steckt man sie in ein Bordell, wo sie wie e...

Jeder weiss, dass deine Mutter eine Hexe ist von Rivka Galchen

  In „Jeder weiss, dass deine Mutter eine Hexe ist“ erzählt die Autorin Rivka Galchen von dem historisch belegten Hexenprozess (1615-21) aus der Perspektive der angeklagten Katharina Kepler - der Mutter des Astronomen Johannes Kepler - gemischt mit Dokumenten, Zeugenbefragungen und dem Bericht eines hilfreichen Nachbarn. Über fünf Jahre lang musste sich Katharina Kepler aus Leonberg gegen den Vorwurf verteidigen, sie sei eine Hexe. Zu den damaligen Zeiten war das kein leichter Vorwurf, allein in Europa wurden zu diesen Zeiten mehrere zehntausend Menschen als Hexe zu Tode verurteilt; die meisten von ihnen waren Frauen wie die Keplerin, eigensinnig, scharfzügig und beschlagen in Heilkräuterkunde. Der Prozess nimmt Fahrt auf, als eine Bekannte aus dem Ort, die Glasersfrau Ursula Reinhold, die Keplerin beschuldigt, sie mit einem Hexentrunk vergiftet zu haben. Die Folgen davon sollen sein: Schmerzen und Unfruchtbarkeit. Katharina beschließt, was nur jemand kann, der furchtlos ist: sie ...

Die Reise nach Laredo von Arno Geiger

Karl V. hat lange über ein schier unermessliches Reich geherrscht. Doch nun hat er der Machtpolitik den Rücken gekehrt und sich in ein abgeschiedenes Kloster im spanischen Yuste zurückgezogen. Von seinen Hofschranzen können es manche gar nicht erwarten, ihren abgedankten, fettleibigen und kranken König tot zu sehen, um nur rasch aus dem kleinen Nest wegzukommen. Da ist aber noch der elfjährige, von seiner Mutter getrennte Geronimo, der nicht weiß, dass er ein leiblicher, illegitimer Sohn Karls ist (später wird er unter dem Namen Don Juan d'Austria berühmt sein). Greife, die prächtigen Fabelwesen, haben es ihm angetan, und in Karls Wohnung hängt ein Wandteppich mit einem Greif: "Sieh ihn dir an, wenn ich tot bin.", sagt er dem Kind. Ob das am Ende in Erfüllung gehen wird?  Noch ganz andere Dinge scheinen plötzlich in Erfüllung zu gehen: ein Ausbruch Karls aus seinem Totenbett, eine lange Reise mit seinem Sohn durch Spanien ans Meer, auf der sich seltsame Dinge ereignen, au...